Observatorium Lissabon

Die Krux mit der Vergangenheit ist, dass sie zwar vergangen ist und doch nicht vergehen will. Auf der einen Seite wirkt sie in die Gegenwart hinein, auf der anderen ist sie von dieser Gegenwart durchsetzt, von der aus die vergangenen Geschehnisse immer neu gedeutet werden.“ Georg Pichler, Gegenwart der Vergangenheit.

Außenperspektive

Der Parque Florestal de Monsanto ist eine bewaldete Parkanlage im Westen der portugiesischen Hauptstadt Lissabon. Mit einer Fläche von gut 800 ha ist sie die größte Grünfläche im Stadtgebiet. Ursprünglich wurde das Gebiet intensiv landwirtschaftlich genutzt, was zum Verschwinden der gesamten Vegetation und zu großflächiger Erosion führte. Als in den 1930er Jahren immer größere Gebiete als Bauland ausgewiesen wurden, griff der Politiker Duarte Pacheco die Idee auf, die praktisch kahle Serra de Monsanto wieder aufzuforsten. 1934 wurde unter Leitung des Architekten Francisco Keil do Amaral der neue Monsanto-Park mitsamt einigen Sport- und Freizeitmöglichkeiten eingerichtet. 1968 folgte der Bau des Panorama Restaurants Monsanto durch den Architekten Chaves Acosta in 205 Metern Höhe über der Stadt. Heute steht das Restaurant leer.

Das Restaurant im Originalzustand.
Entwicklung.

Vergangenheit und Gegenwart verbinden sich zu einem neuen Ort und schaffen eine neue Identität durch Integration, Gemeinschaft und Kommunikation. Im Observatorium des Monsanto Parks treffen junge Menschen aller Gesellschaftsgruppen und Nationalitäten aufeinander. Auf den ersten Blick entstand eine vollkommen neue Architektur, erst beim Betreten des Gebäudes bemerkt der Besucher die Überreste des alten Restaurants. Decken und signifikante Wandflächen mit Mosaiken und Gemälden wurden erhalten und neu umhüllt. Alle neuen Nutzungen werden in eingeschobenen Elementen untergebracht, der Bestand wird ausschliesslich für offene Gemeinschaftsflächen genutzt. Die Hülle umschliesst die alte Architektur als voll-ständig dienendes Element. Die Kubatur entsteht durch die Reduktion auf die vollkommenen geometrischen Grundformen, dem Kreis aus der Bestandsarchitektur und dem Oktagon, welches die Hülle bildet.

Perspektivschnitt.

Das neue Gebäude wirkt massiv und nur von einzelnen geometrischen Grundformen durchbrochen. Geometrie und Licht verschmelzen durch Schattenwurf der Formen miteinander. Die doppelte Umhüllung des Gebäudes und die vornehmlich indirekte Belichtung der Nutzflächen schützen vor dem warmen Klima und starkem Sonneneinfall. Die Öffnungen der Fassaden lassen außerdem warme Luft nach oben zirkulieren. Die Innenräume, welche nur gezielte Ausblicke auf die Umgebung bieten, sollen zur Fokussierung auf sich selber und die Gemeinschaft dienen. Der volle Ausblick auf das Panorama von Lissabon und den Tejo wird erst auf dem Dach des Gebäudes möglich. Hier ist der Ausblick über die Stadt und abends die Beobachtung des Nachthimmels möglich.

Grundrisse.
Außenansicht.
Dach.
Gemeinschaftsbereich.
Theater im Untergeschoß.